Wie schreibt man ein Eheversprechen / Gelübde?
„Lieber Reini, ich nehme dich zu meinem mir angetrauten Mann. Diesen Ring trage ich als Zeichen meiner Liebe und Treue. Ich werde dich lieben, achten und ehren, in guten wie auch in schlechten Zeiten. Bis der Tod uns scheidet.“
Spürst du sie? Die Romantik, die nahezu greifbare Liebe, die in diesen persönlichen Worten steckt? Wir auch nicht. Solch generischen Eheversprechen fehlt es an Gefühl, an Bedeutung, an Gravitas. Auf Hochzeitsgäste wirken sie wie ein vorgetragenes Schulreferat und selbst beim Brautpaar bleibt ziemlich sicher nichts davon hängen. Das ist schade, schließlich sollte das Eheversprechen das wichtigste Versprechen des Lebens sein.
Aber wie schreibt mann denn selbst ein Eheversprechen bzw. Gelübde? Folgende neun Tipps werden dir dabei helfen. Keine Sorge, du musst weder das Schreibtalent Goethes noch die Eloquenz von Martin Luther King besitzen, um mit deinem Eheversprechen vermitteln zu können, was dein Gegenüber dir bedeutet. Nutze diese neun Tipps als Blaupause und füll sie mit deiner Persönlichkeit, eurer Geschichte und euren Wünschen.


Aus dem Shooting "Fine Art Romance" © Irina Gantze
1. Bevor du loslegst
Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin über die Eheversprechen. Natürlich musst du nicht das Endresultat preisgeben, aber ihr könnt einige Eckpunkte klären:
- Wollen wir uns die gleichen Versprechen machen?
- Wollen wir die Versprechen in einem bestimmten Stil halten?
- Gibt es Themen, die nicht angesprochen werden sollen?
Nun schau auf den Kalender. Ist noch mehr als genug Zeit? Gut! Dann sollte es sich gerade noch ausgehen. Egal wie lange du fürs Schreiben eingeplant hast, es wird länger dauern. Du wirst nach Inspiration suchen, du wirst prokrastinieren und wirst dich wahrscheinlich in Gedanken verlieren, während du über all die Gründe nachdenkst, wegen derer du „ja“ sagst.
2. Der Einstieg
Wie bei den meisten Texten ist der erste Satz oft einer der schwierigsten. Doch das muss nicht sein. Beginne damit zu beschreiben, wer außer einem Partner oder einer Partnerin dir gerade gegenüber steht.
- deine beste Freundin
- dein liebster Zeitvertreib
- deine Seelenverwandte
- dein Liebhaber
- deine Muse
- deine Motivation
- dein Kamerad
- deine Komplizin
- dein Player 2


Aus dem Shooting "Rustikal trifft Fine Art" © aschaaa Photography
3. Was macht die Liebe aus?
- Was ist es, was du an deiner Partnerin oder deinem Partner liebst?
- Was hat dich dazu bewogen, ein „für immer“-Versprechen abzugeben?
- Wann und woran hast du bemerkt, dass du dich verliebt hast?
- Was vermisst du, wenn sie oder er nicht da ist?
Nutze die Antworten auf diese Fragen, um in Worte zu fassen, welchen Unterschied diese Person in deinem Leben ausmacht.
4. Erzähle eine Geschichte.
Denke an eure bisherige gemeinsame Zeit zurück und such eine Geschichte, die zeigt, wer diese Person ist, die dir gegenüber steht und wie viel sie dir bedeutet. Der Klassiker hier ist natürlich die Geschichte, wie ihr euch kennengelernt habt, aber es gibt auch bestimmt genügend andere schöne Anekdoten.
- Wann war er oder sie für dich da, wenn es am notwendigsten war?
- Wann war er oder sie für dich da, wenn es überhaupt nicht wichtig war, aber er oder sie tat es dennoch?
- Wann hast du etwas vollkommen verbockt, aber sie oder er war dir nicht böse?
- Was hast du nur durch sie oder ihn gelernt?


Aus dem Shooting "Prima Ballerina" © die Elfe photography
5. Ergänze dein Versprechen.
Es ist schon sinnvoll, die klassischen Inhalte eines Eheversprechens in diesem auch zu verbauen. Du weißt schon – die Sache mit dem Lieben, mit dem Unterstützen, mit der Treue usw. Doch diese Punkte sich austauschbar, da jedes Paar sie sich verspricht. Daher solltest du dein Versprechen mit persönlichen Aspekten ergänzen. Kleinigkeiten des Alltags, Versprechen, die vielleicht sogar nur ihr versteht oder die zumindest gut zu euch passen:
- „Ich verspreche, dir unsere Lieblingsserie nie ohne dich weiterzuschauen.“
- „Ich verspreche, dafür zu sorgen, dass immer genügend Schokobons im Schrank sind.“
- „Ich verspreche, niemals Eselsohren in deine Bücher zu machen.“
6. Vergiss nicht die schlechten Zeiten.
Versichere deinem Gatten oder deiner Braut, dass du auch für ihn oder sie da sein wirst, wenn die Zeiten stürmisch werden: Wenn die Gesundheit mal nicht mitspielen sollte oder das WLAN ausfällt.


7. Gemeinsame Ziele
Konkretisiere, was du dir für eure gemeinsame Zukunft wünscht:
- Mit dir möchte ich ein Zuhause finden.
- Mit dir möchte ich die Welt entdecken.
- Mit dir möchte ich eine Familie gründen.
- Mit dir möchte ich im Altersheim Dame spielen.
8. Der Tod muss nicht das Ende sein.
Die meisten Eheversprechen kennen wir von der Leinwand und dort ist es üblich, mit den berühmten Worten „bis, dass der Tod uns scheidet“ zu enden. Für uns als Zuschauende ist das super, denn so wissen wir „Aha! Jetzt ist es vorbei“. Doch ihr habt Gäste kein Publikum. Wenn du also nicht möchtest, dass der letzte Satz deines Eheversprechens eurer beider Tod ankündigt, dann lass es.


Aus dem Shooting "Rustikal trifft Fine Art" © aschaaa Photography
9. Allgemeine Tipps
Mach eine Liste
Sammle Ideen auf einer Liste, ehe du mit dem Schreiben beginnst. Solltest du noch genügend Zeit haben, erstelle dir eine Notiz auf deinem Smartphone und sammle für einige Tage Stichworte, die du gerne in dein Versprechen einbauen würdest. Immer wenn dir eine Idee kommt, setzt sie auf die Liste, so hast du schon einiges an Material, wenn du mit dem Schreiben beginnst und lieferst dir kein Blickduell mit der leeren Seite.
Schwelge in Erinnerungen
Es kann beim Schreiben helfen, wenn du dich mit Erinnerungsstücken umgibst. Du musst dazu nicht ein Dutzend Fotos an die Wand pinnen und sie mit einem roten Faden verbinden: Schau dir Fotos auf dem Laptop an, scrolle durch längst vergessene Chat-Nachrichten oder ruf Freunde an und frag sie nach ihren liebsten Erlebnissen mit euch. Du wirst sehen, eine Erinnerung wird dich zur nächsten führen und so wirst du schnell viele Ideen sammeln können.
Mach Pausen
Jetzt zahlt sich aus, dass du begonnen hast, als noch mehr als genug Zeit war. Denn oft hilft es, einen Text ein oder zwei Tage liegenzulassen, ehe man versucht, weiterzuschreiben. Ein frisches Mindset wirkt oft Wunder. Selbst beim Schreiben dieses Textes lag zwischen Beginn und Fertigstellung ein langes Wochenende.

